Was bedeutet „nachhaltig“? – Entstehung und Entwicklung des Begriffs in der Finanzindustrie.

von | Mai 31, 2021 | Nachhaltigkeit, Sparen

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Nahrungsmittel, Kleidung, Fonds – beinahe jedes Produkt scheint auch in einer nachhaltigen Version auf dem Markt erhältlich zu sein. Aber was ist die eigentliche Bedeutung von „Nachhaltigkeit“? Da der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht geschützt oder einheitlich definiert ist, bietet er viel Raum für Interpretationen, sodass seine Verwendung stets kritisch hinterfragt werden sollte.

Ursprünglich stammt der Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft und bezeichnete dort die Idee, nur so viel Wald abzuholzen, wie auf natürliche Weise nachwachsen kann. So sollte das Ökosystem erhalten werden. Dies ist noch immer der Grundgedanke der Nachhaltigkeit. Er spiegelt sich auch in der bekanntesten Definition wider, die von den Vereinten Nationen im Jahr 1987 im „Brundtland-Bericht“ aufgesetzt wurde. Laut dieser ist Nachhaltigkeit eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.

Die Definition der Vereinten Nationen war der Durchbruch des Nachhaltigkeitsgedankens, der durch mehrere (UN-)Umweltkonferenzen weiter gefestigt wurde. Als Richtlinien für eine nachhaltige Entwicklung wurden im Jahr 2000 die Millenniums-Entwicklungsziele von den Vereinten Nationen veröffentlicht. Bekannter sind ihre Nachfolger, die 15 Jahre später festgelegten UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Die von der UN festgelegten 17 Ziele reichen von „Keine Armut“ über „Maßnahmen zum Klimaschutz“ bis hin zu „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“. Sie basieren auf einem der bekanntesten Nachhaltigkeitskonzepte: dem Drei-Säulen-Modell. In diesem Modell ruht das Dach der Nachhaltigkeit auf den drei Säulen Soziales, Ökologie und Ökonomie. Kritikern ist diese Darstellung zu einfach, daher ziehen sie das Integrative Nachhaltigkeitsmodell vor. In diesem setzt sich die Nachhaltigkeit aus der Schnittmenge der drei Dimensionen zusammen. So verdeutlicht das Modell die Wechselwirkungen und Abhängigkeiten von sozialen, ökonomischen und ökologischen Themen.

 

Die Modelle lassen sich auf vielfältige Bereiche anwenden – so auch auf die Finanzbranche. Hier ist das Drei-Säulen-Modell unter dem Namen Triple-Bottom-Line-Ansatz bekannt. Finanzanlagen, die diesem Ansatz folgen, zielen neben einem ökonomischen auch auf einen sozialen und ökologischen Mehrwert ab. Diesem ganzheitlichen Ansatz folgen immer mehr Investmentprodukte.

Entgegen der allgemeinen Annahme liegt der Ursprung wirkungsorientierter Anlagestrategien nicht in der verstärkten öffentlichen Nachhaltigkeitsdebatte des letzten Jahrzehnts, sondern kann bis zu den Anfängen des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Damals begannen christliche Anleger*innen in den USA mit dem Ausschluss von Investitionen in Waffen, Glücksspiel, Tabak und Alkohol. Ihnen folgten amerikanische Gewerkschaften, die soziale Ziele in ihre Anlagekonzepte integrierten (z.B. das Verbot von Kinderarbeit). Der erste ethische Investmentfonds war der „Pax World Funds“ aus dem Jahr 1971, der in Folge der Menschenrechtsbewegungen in den USA gegründet wurde. Seit der Jahrtausendwende steigt die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Anleger*innen immer weiter an und mit ihr die Produktpalette nachhaltiger Geldanlagen. Doch nicht alle als „nachhaltig“ gekennzeichnete Finanzanlagen folgen dem Ansatz der Triple-Bottom-Line. Begriffe wie „Green Finance“ oder „Social Responsible Investment“ weisen darauf hin, dass nicht immer zwingend alle Nachhaltigkeitsdimensionen berücksichtigt werden.

Welche Ansätze zur Einbindung der Nachhaltigkeit in Finanzanlagen existieren und welche Begriffe Du kennen solltest, erläutern wir in unserem nächsten Artikel.

Foto: © Adobe | j-mel

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